Antje Penk

 geboren:

 12.5.1974

 Adresse:

 Bergwitzer Straße 16       06901 Kemberg

 Telefon:

 

 E-Mail:

lektorat-penk@web.de

 

Biografie:

Geboren 1974 in Wolfen
1980 - 1990 POS Bitterfeld
1990 Beginn einer Ausbildung zum Facharbeiter für Tierproduktion mit Abitur in Halle
1992 Abitur
1992-1997 Studium der Germanistik / Hispanistik, Auslandssemester in Barcelona
2003-2007 2. Studium Lehramt Gymnasien Deutsch / Spanisch
1997-2003 Honorardozentin für Deutsch als Fremdsprache
2003-2010 Honorardozentin für Deutsch und Spanisch (Berufsschule)
2010-2012 Referendariat
2012 Lehrerin für Deutsch und Spanisch Evangelische Schulen Holzdorf
Verheiratet, Mutter von einem Sohn

Bibliografie:

Terra Indicta, Erzählungen, 1998, Eigenverlag
Cave Canem. Vorsicht bissiger Hund, Erzählungen, 1998, Eigenverlag
Wir in Holzweißig, Lebenswege, Kurzbiografien, 2003, Eigenverlag
Der Wunschpilz, Kinderbuch, 2007, Grimma, Winterwork Verlag
Die Feuervögel. Die große Reise, Kinderbuch, 2009, Grimma, Winterwork Verlag
Silvesterblumen, Miniaturen, 2010, Halle, Projekte-Verlag
Mord nach Mittag, authentische Kriminalfälle, Co-Autorin, 2010, Berlin, Eulenspiegel Verlag
Volo, Kinderbuch, 2013, Grimma, Winterwork Verlag

Arbeit als Herausgeberin:

Wir in Europa und in der Welt, Erzählungen, 1997, Eigenverlag
Wir kommen aus China, Texte chinesischer Studenten, 2002, Eigenverlag
Wunder wirken leise, Ein Seifenblasenbüchlein, 2013, Grimma, Winterwork Verlag
Tintenzauber, Kinder schreiben für Kinder, 2013, Grimma, Winterwork Verlag

Beteiligung an Anthologien:

Auf dem Weg zu mir, 1994, Eigenverlag
Ich bremse auch für Wessis, 1995, Eigenverlag
Lebenswege, 1996, Eigenverlag
Jeder Tag ist ein Berg, 1998, Eigenverlag
Bitterfeld, Mosaik der Erinnerungen, 1999, Eigenverlag
Haiku Gedichte, 2003, Eigenverlag
Spiegelgericht, 2008, Grimma, Winterwork Verlag
Oft stößt du an Grenzen, 2010, Grimma, Winterwork Verlag
Libellen im Wind, 2011, Grimma, Winterwork Verlag
Der Grüne Dackel, 2012, Grimma, Winterwork Verlag

Arbeitsgebiete:

Kurzprosa, Kinderbuch, kreatives Schreiben mit Kindern

Themenangebote:

1. Lesungen in Kindergärten
2. Lesungen in Grundschulen und Sekundarschulen

Textprobe:

Sommer

Still und verlassen gleißen die zugemauerten Backsteingebäude. Gelb trocknet das Gras neben dem Gleis. Eine Stimme aus dem Lautsprecher körperlos, fern und gleichgültig warnt vor der Maschine. Hitze unterstreicht die Regungslosigkeit. Der Lärm kündigt sich durch leises Ziehen an. Da nähert sie sich. Die Maschine schiebt einen Schwall Flimmern vor sich her. Eiserne Räder auf eiserner Bahn reiben rhythmisch. Winzige Hammerschläge vereinen sich zum Rattern des Zuges - eine Sinfonie aus Kraft, Bewegung und Schwere. Der Windstoß drückt die weichen Stämme der Birken zur Seite. Am Ende reißt er sie mit. Und der Maschine folgt eifersüchtig ein Lüftchen, bemüht Wind und Maschine einzuholen. Oben im Blau schwimmt der Bussard unbewegt. Mit ausgebreiteten Flügeln gleitet er auf der Hitze des Tages - aufmerksam

Zauberort

Still liegt der Park. Ein Traum im Sonnenlicht. Ein Spalier aus Schatten gewaltiger Platanen schneidet es ab. Wie durch Zauberhand überwuchert hier nichts. Schlafende Legende, die von außen mit Brennnesseln zuwächst und unliebsame Beobachter fernhält. Drinnen steht die Zeit still. Selbst der Verfall macht vor den Ketten am Eingang halt. Kein Vogel. Ein leiser Lufthauch macht die Blätter der Platanen winken. Wie ein alterndes Mädchen, das verleugnet, was alle ereilt: Alter und Einsamkeit so kokettiert dieser Ort noch immer. Das Rostrot der Fassade widersetzt sich der Zeit.
Die runden Stufen ins alte Bad liegen trocken. Aus dem Grund wächst Gras. Das Oval des Beckens wiederholt sich in den Flügeln der Heilanstalt. Die Türen zum Pavillon laden ein: „Tritt näher. Komm herein. Mein Brunnen wird dich erfrischen“, wispern die Blätter der Bäume, rauscht das kurze Gras in den Fugen des Beckens. Noch eine Flügeltür und der Brunnen lädt hellblau lachend ein. Er hat vergessen, dass er keinen Willkommenstrunk mehr bereit hat. Durch hohe Fenster fällt das gleißende Sonnenlicht auf ihn. Einer achtblättrigen Blüte gleich wölbt sich die gemalte Decke. Wen stören zerschlagene Fenster, blätternde Farbe. „Willst du nicht kosten, von meinem heilenden Nass? Es wird dich nicht heilen, von der Sehnsucht nach mir. Tritt nur herein. Folge den Fluren in meine Bäder.“ Keine Fliese fällt von der Wand, keine Mauer stürzt ein.
Still wartet die Bühne auf ihr Sonntagsorchester. Ihre Bögen umarmen den Ort, sammeln die Gäste, die nicht mehr kommen. Kleine Laternen säumen die Wege und leiten die Besucher zu den verwaisten Räumen der Heilung. Und still gegenüber hebt sich der Park überStufen und Plätze dem Berg der Klausbrüder entgegen.

Und wenn du, Wanderer, das Plätschern des Wassers hören kannst, das Raunen leiser Gespräche von den Liegestühlen im Park und das helle Lachen eines Kindes, dann wirst du diesen Ort nie wieder verlassen.

Die Heimat

Wenn man von dem großen Erdteil, Europa genannt, auf das große Meer hinausfährt, immer in den Sonnenuntergang, dann stößt man irgendwann auf 7 kleine Inseln: Heute heißen sie: Lanzarote, Teneriffa, Gomera, Gran Canaria, Fuerteventura, La Palma und Hierro. Jede der Inseln war in früherer Zeit ein heißer Vulkan, der Feuer in den Himmel spuckte und rotglühende Lava ins Meer fließen ließ. Das war die Zeit der Feuervögel. - Was du weißt nicht, was Feuervögel sind? Es sind die wunderbarsten Geschöpfe, die du dir denken kannst! Sie haben einen länglichen gelben Schnabel, aus dem eine lange, rote Zunge herauskommen kann. Der Kopf besteht aus roten und orangenen Federn. Sie sind ganz leicht. Wenn die Vögel die Köpfe bewegen, flattern diese Federn wie Flammen im Wind. Außerdem haben sie Zacken auf dem Rücken, bis in die Spitze ihres Schwanzes. Das lässt sie ein wenig wie Drachen aussehen. An den Flügeln haben sie kleine grünliche Krallen, mit denen sie Dinge greifen oder sich festhalten können. Die Flügel sind ebenso leuchtend rot wie ihr Kopf. Der Bauch dagegen ist gelb. Das Wunderbarste aber ist ihr Tanz über dem Feuer. Sie tanzen über den Flammen, um das Feuer zu trinken. Es ist ihr einziges Futter. Davon leben sie. In späterer Zeit zog sich das Feuer in die Tiefe der Erde zurück, aus der es gekommen war. Es gab immer weniger Futter. Daher zogen viele der Feuervögel fort. Sie wollten anderswo ein neues Leben anfangen. Je mehr Wälder auf den Feuerbergen wuchsen und je mehr Tiere sich einfanden, umso geringer wurde die Zahl der Feuervögel. Bis es keine mehr gab. Gab es wirklich keine mehr? Doch! Einige Familien hatten sich in die Tiefen der Feuerbergschlote zurückgezogen und lebten von den spärlichen Flammenresten, die noch immer der Erde entströmten. Es bekam sie nur keiner mehr zu sehen.
Auf der Insel Gomera lebte zu dieser Zeit eine letzte Familie. Sie bestand aus 5 Tieren: der Großmutter, dem Großvater, der Mutter Fiama, dem Vater Aereo und dem kleinen Volo. An diesem Tag saß Fiama wieder mit hängendem Kopf neben einer kleinen Rauchwolke, die aus dem Schlot nach oben drängte. Sie selbst drängte es eigentlich ebenso nach oben, aber sie war schon so lange nicht mehr am Rand des Kraters gewesen. Sie hatte Angst vor dem Unbekannten dort. Betrübt beobachtete sie ihren kleinen Sohn, der von einem Felsvorsprung zum nächsten hüpfte und einige mutige Eidechsen erschreckte, die sich bis in diese Tiefe gewagt hatten. „Was soll nur aus ihm werden?“, fragte sich die Mutter.
„Mama, was gibt es dort oben alles?“, rief ihr der Kleine munter zu.
Aber sie wusste ihm nichts zu antworten. „Viele von diesen Tieren da“, antwortete sie ausweichend und zeigte auf die Eidechsen.
„Mama? Wann darf ich endlich mal nach dort oben?“
Das war eine der Sorgen, die sich Fiama machte. Sie kannte die Gefahren dort nicht. Daher konnte sie ihr Kind nicht davor schützen. Es aber ewig in dieser Tiefe zu halten war auch nicht möglich.
Plötzlich spürte sie einen leichten Hauch an ihrer Seite. Die Großmutter war neben ihr gelandet und streichelte ihr sanft mit dem Flügel über den Rücken. „Glaub mir, es gibt keine andere Möglichkeit. Ihr müsst euch aufmachen. Wenn der Kleine stark genug ist, müsst ihr eine neue Heimat suchen.“
„Aber ihr könnt doch nicht mehr mit! Wir müssten euch allein zurücklassen! Das werde ich nie tun! Ich fliege nicht ohne euch!“
Die Großmutter lächelte milde: „Wir haben unser Leben schon gelebt. Wenn ihr aber nicht wegfliegt, hat Volo keine Möglichkeit auf ein eigenes Leben, eine eigene Familie. Willst du ihm das wegnehmen?“
Die Mutter seufzte: „Ach Mama, natürlich nicht. Aber ohne euch, ich kann euch nicht zurücklassen.“
Sanft pickelte der alte Vogel mit dem Schnabel im Nacken des jüngeren. „Keiner kann sagen, wie lange das Feuer noch reicht. Für zwei reicht es aber auf jeden Fall länger als für fünf. Und unsere Tage sind gezählt. Denk an die Zukunft deines Kindes. Er ist jetzt alt genug. Er kann eine lange Reise bestehen. Zögert nicht länger!“
Fiama hielt es nicht länger aus. Laut schluchzend flatterte sie auf und machte sich auf die Suche nach ihrem Mann. Nachdem sie ihn in der Nähe eines Lavafelsens gefunden hatte, berichtete sie, dass die Großmutter sie wieder gedrängt habe, endlich aufzubrechen.
Aereo war das schon lange klar. Auch er sprach ihr Mut zu: „Glaube mir, deine Eltern kommen ohne uns klar. Und ich weiß, dass es sie bedrückt, dass wir immer noch hier sind. Sie suchen die Schuld dafür bei sich. Sie haben Angst, dass Volo entweder hier verhungert oder ein einsames Leben als Letzter seiner Art führen muss. Und das will ich auf keinen Fall!“
Unsicher fragte die Mutter: „Also muss es sein?“
„Ja“, bestätigte der Vater ihr. „Und besser heute als morgen. Wir wissen nicht, wie weit der Weg ist.“
„Sagst du es ihm?“, bat die Vögelin.
„Ich gehe gleich zu ihm!“

Aus „Die Feuervögel“