Schöne deutsche Heimat - Salzwedel


       Paul Marotzke   (8d)

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Als Nächstes ging ich zum Dönerstand, weil ich Hunger hatte. Ich fasste in meine Tasche und fand zum Glück noch einen Fünfeuroschein. Als er meinen Döner fertig gemacht hatte, fragte ich ihn: „Wo könnte ich denn hier Baumkuchen essen?“
Er sagte zu mir: „Wenn du essen willst guten Baumkuchen, du musst gehen ans andere Ende der Stadt! An einem Denkmal vor einer Brücke wirst du guten Baumkuchen finden.“
So ein Türke, dachte ich mir. Alles habe ich mir durch seinen Dialekt nicht gemerkt. Sondern nur Brücke und anderes Ende der Stadt. Also ging ich los und aß dabei meinen leckeren Döner. Ich ging in die Richtung, die er mit seiner Hand versucht hatte zu zeigen. Irgendwann kam ich an einem Netto an. Dort fragte ich noch ein paar Leute, und die meinten, dass ich in Richtung Bahnhof gehen sollte. Das tat ich dann auch. Dann war ich am Bahnhof, und ich wusste nicht mehr weiter. Ich meine, man kann ja nicht tausend Leute nach dem Weg fragen. Also entschloss ich mich, selber die Richtung zu bestimmen, doch nach einer Weile merkte ich, dass das keine gute Idee war. Denn ich hatte mich verlaufen. Hier war er, der Beweis. Salzwedel ist eine Stadt! Denn wie soll man sich denn in einem Dorf verlaufen?
Ich wusste nicht mehr weiter, also rief ich Mama an und sagte ihr, dass sie mich abholen soll. Wenigstens stand dort ein Schild, sodass ich den Straßennamen wusste. Es dauerte einige Minuten, bis ich unseren grünen VW sah. Ich stieg ein und erzählte ihr von allen meinen Erlebnissen. Als wir wieder am Krankenhaus ankamen, gingen wir zu meinem Vater. Er hatte gerade eine schwierige OP hinter sich. Aber er meinte, er hätte es geschafft. Meine Mama und ich verbrachten noch bis zum Abend die Zeit im Krankenhaus. Gemeinsam fuhren wir drei wieder zurück Richtung Magdeburg. Allerdings hatte ich noch Hunger, sodass wir in Salzwedel bei McDonalds noch angehalten haben. Dort begegnete mir ein richtig hübsches Mädchen, und ich verliebte mich. Nach Magdeburg mussten wir leider trotzdem zurück. Sie und ich blieben über facebook in Verbindung. Täglich erzählten wir uns unsere Erlebnisse. Ich wollte unbedingt zurück nach Salzwedel. Es vergingen Monate, bis uns mein Vater die Nachricht überbrachte, dass er jetzt für immer nach Salzwedel ins Krankenhaus müsste. Meine Mutter war erschrocken und fing an zu weinen. Ich allerdings habe mich gefreut. Warum? Na, wegen des Mädchens. Es vergingen wieder Monate, bis der Tag kam.
Rathausturmplatz Endlich fuhren wir nach Salzwedel. Wir bezogen unsere Wohnung. Sie war nicht groß, aber eigentlich ganz ok. Mein Vater fand den Job hier echt Klasse. Meine Mutter blieb Hausfrau und ich, ja ich musste nach den schönen Ferien wieder in die Schule! Aber in Salzwedel. Ich ging aufs Jahn-Gymnasium. Es war toll dort. Baumkuchen habe ich dann übrigens auch noch gegessen. Heute bin ich 21 und lebe in Berlin mit meiner großen Liebe aus Salzwedel damals. An diese Geschichte erinnere ich mich noch ziemlich oft. Es war eine tolle Jugend. Und wer kann schon behaupten, dass er mal in Salzwedel und Magdeburg in seiner Jugend gelebt hat. Meine Eltern leben übrigens immer noch zufrieden in Salzwedel. Diese Erfahrung als kleiner Junge zwischen Dorf und Stadt zu machen, fand ich toll. Ich bin hier übrigens Arzt geworden, genauso wie mein Vater. Heute früh gucke ich in meinen Briefkasten und sehe, dass das Salzwedeler Krankenhaus mich haben möchte. Das werde ich mir allerdings noch überlegen.