Schöne deutsche Heimat - Salzwedel


       Ursula Hörig

Am Fluss

Manchmal muss ich von der Schönheit einer Landschaft seltsam berührt inne halten.
In Salzwedel war es ein Fluss, ein Flüsschen, die Jeetze, die sich nicht nur inmitten der Stadt geruhsam dahinbewegte, sondern mich auch an Brügge und seine weitläufige Kanallandschaft erinnerte.
Doch nur wenig später, beim Entdecken jener, ihre Rückansicht dem Wasser zugekehrten, sich in der Jeetze spiegelnden Fachwerkhäuser, verlor das andere ferne Bild an Bedeutung.
Hier schien die Stadt und die sie umgebende, viel gepriesene unendliche Weite geufert worden zu sein. Eine natürliche Begrenzung. Kein Grenzland mehr. Endlich.
Dafür ungehindertes Blühen und Ranken. Loderndes Geranienrot von Fenstern und Balkonen.
Mein zögerliches, sich dem Flussufer Nähern. Das Entdecken von auf den Grund des Wassers gesunkenen Steinen, flüchtig entblößt vom aufkommenden Wind. Tellergeklapper aus weit geöffneten Fenstern und Türen. Mittagszeit. Wiederum Stille. Der mittägliche Zauber des Augenblicks.
Wer hier lebt, musste glücklich sein. Ein Gefühl, das keiner Begründung bedarf. Oder vielleicht doch? Zu überlegen wäre es.