Schöne deutsche Heimat - Die Mühle in Halle-Böllberg


       Christina Seidel

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Schön sieht sie heute nicht mehr aus. Eine Ruine, die Nebengebäude zerfallen, nur der große steinerne Turm ragt weithin sichtbar ins Land. Oben heraus schaut die Spitze eines Baumes. Von unserer Loggia, dem Schwalbenest, kann ich ihn sehen, seit ich wieder in mein Elternhaus zurückgezogen bin. Auch das kleine Dorf Böllberg ist nicht schön zu nennen. Nur noch elf Häuser stehen aus meiner Kindheit. Neubauten neben dem Berg vor unserem Haus haben die Sicht auf die Saale genommen. Brödels Berg haben wir ihn früher genannt, obwohl es nur ein kleiner Hang ist. Daneben stand die Brödelsche windschiefe Hütte, und wir Kinder hatten immer ein bisschen Angst, wenn die alte Besitzerin, die wie eine Hexe anmutete, mit ihrem Stock und der Katze zu sehen war. Im Winter rodelten wir bis zur Saale hinunter, und in meiner Erinnerung war der kleine Hang wirklich riesig, besonders wenn der Schlitten wieder hinaufgezogen werden musste.
Jule hat ein Swien geschlachtet, Herr Fischer, wie tief ist die See, Hasche und Verstecken spielten wir im Sommer. Mit der Fähre, die ich mitunter stolz steuern durfte, fuhr man hinüber zur Rabeninsel. Zum Spielplatz, zur Gaststätte, um rote Limonade zu trinken und Bockwurst zu essen.
Nur wenige Steinbrocken erinnern heute noch an die Gaststätte, eine Fähre gibt es nicht mehr, aber eine Brücke, mit einem Pfeiler, der wie eine riesige Rakete anmutet. Und am sandigen Ufer der Saale wachsen Schwertlilien, ich paddle, rudre und schwimme sogar in der Saale. Ein Vergnügen, das ich mir früher nicht erträumt hätte.
Die drei kleinen Grabsteine, irgendwann vom Unkraut überwuchert, sind heute wieder zu sehen. Und eine neue Tafel mit der Mühle in ihrer alten Pracht und Größe.

Sie ist mir vertraut, meine Heimat, und hat mich geprägt. Fast könnte ich sagen, sie ist schön ...

Die Böllberger Mühle Bildtafel zur Böllberger Mühle