Sylke Scheufler

 geboren:

15.7.1967

 Adresse:

Globiger Gartenstraße 18      06901 Kemberg OT Globig

 Telefon:

034927 / 755 57   Fax: 034927 / 755 58

 E-Mail:

info@sylke-scheufler.de  

Biografie:

Geboren in Greifswald. Dem Abitur 1986 in Wolgast folgte das Lebensmitteltechnikstudium in Köthen. Im Anschluss Leiterin für Qualitätssicherung in einer Fisch- und Feinkostfirma.
Seit 1998 freiberufliche Autorin. 2008 Aufnahme in den Förderkreis der Schriftsteller in Sachsen-Anhalt, außerdem Mitglied des Friedrich-Bödecker-Kreises Sachsen-Anhalt e.V. und des Verbandes deutscher Schriftsteller.
Verheiratet, 2 Söhne.

Bibliografie:

Märchen und Kurzgeschichten für Kinder, 2002, Rastatt, Verlagsunion Pabel Moewig KG
Von Unkräutern und anderen Heilpflanzen, Broschüre im Auftrag der Kräuter-Fachfrau Martina Barth, 2008, Ogkeln
Die Suche nach dem Drachenring, Fantasyroman, 2008, Schloss Holte-Stukenbrock, C.V. Traumland-Verlag
Noch mehr Unkräuter und andere Heilpflanzen Teil 2, Broschüre im Auftrag der Kräuter-Fachfrau Martina Barth, 2009, Ogkeln
Von Drachen und Menschen. Hallesche Autorenhefte 56, 2011, Halle, Förderkreis der Schriftsteller in Sachsen-Anhalt e.V.
Die Suche nach dem Drachenring,überarbeitete Neuauflage, 2014, Leipzig, Lychatz Verlag
Gefangen in der Eiswelt, Fantasyroman, Fortsetzung von Die Suche nach dem Drachenring, 2014, Leipzig, Lychatz Verlag
Die Botschaft des Drachenrings, 3. Teil der Drachenring-Reihe, 2017, Leipzig, Lychatz Verlag

Beteiligung an Anthologien:

Eulenblumen & Pustespiegel, Geschichten und Gedichte von Autoren aus Sachsen-Anhalt für Kinder, 2009, Halle, Mitteldeutscher Verlag
Zaubersprüche & Sachsenspiegel, 2010, Halle, Mitteldeutscher Verlag
oda - Ort der Augen 4/2013, 2013, Oschersleben, dr. ziethen verlag

Arbeitsgebiete:

Prosa

Themenangebote:

1. Öffentliche Lesungen aus den Veröffentlichungen und Manuskripten
2. Schullesungen für die Klassenstufen 1 bis 6
3. Lesungen für Kinder ab 4 Jahren

 

Textprobe:

Ein leuchtender Teppich aus roten Glockenblumen umrandete den Wald vollständig. Der Weg war unter den Blüten kaum noch zu erkennen, auch im Wald hatten sie sich ausgebreitet. Ein einzelner Baum wuchs am Rand des Felsplateaus, ein Teil seiner Zweige ragte über den Abgrund.
„Wirkt eigentlich ganz harmlos“, stellte Phil fest. Nach dem ersten Schritt begannen die Blumen sich sanft zu wiegen. Dabei erklang ein zartes Glockengeläut, doch mit jedem weiteren Schritt schwoll das Geräusch an und der rote Teppich geriet mehr und mehr in Wallung. Als der Lärm unerträglich wurde, steckten sich Phil und Leo die Finger in die Ohren und flohen in den Wald. Die Blumen, auf die sie bei ihrer Flucht traten, richteten sich sofort wieder auf und läuteten ihnen wütend hinterher.
Erst zwischen silbrig glänzenden Tannenbäumen wagten Phil und Leo, die Finger aus den Ohren zu nehmen. „Für meinen Geschmack war der Empfang ein bisschen zu laut“, brüllte Leo, obwohl die Glockenblumen kaum noch zu hören waren.
„Wahrscheinlich haben wir Alarm ausgelöst. Oder wir sollten vom Weg weggelockt werden.“ Aufmerksam schaute sich Phil nach allen Seiten um. „Hier machen die Silbertannen ihrem Namen alle Ehre. Ob das echtes Silber ist?“ Phil streckte die Hand nach einem Zweig aus und zuckte sofort zurück. Erstaunt zog er eine kleine, silberne Stecknadel aus seinem Handrücken. Die nächste traf ihn am Ellenbogen, dann bohrten sich gleich mehrere in seinen Unterarm.
„Weg hier!“ Mit einem Sprint brachte sich Phil vor den Nadeln in Sicherheit. Leo humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht hinterher.
„Haben sie dich erwischt?“
Wortlos zeigte Leo seinen Rücken. Die Nadeln hatten seinen gestrickten Pullover und sogar das T-Shirt durchbohrt. Acht Nadeln musste Phil ihm aus dem Hintern und den Oberschenkeln entfernen, Leo entschuldigte sich mehrmals dafür. „So ungefähr muss sich ein Fakir auf seinem Nadelkissen fühlen“, bemerkte er säuerlich. „Zum Glück wachsen hier richtige Tannen.“
„Vorsicht!“, warnte Phil. „Komm ihnen nicht zu nah!“
„Aber die sehen doch ganz normal aus“, widersprach Leo.
„Wir befinden uns im Verrückten Wald, der sicher nicht ohne Grund so heißt. Außerdem hat Manne vor diesen Tannen gewarnt, ihre Nadeln sind giftig. Lass uns lieber abhauen!“
Zwischen den grünen Nadelbäumen und dem Weg wuchsen meterhohe Farne.
„Hoffentlich gibt es hier keine Zecken“, sagte Phil. Er drehte sich um, doch hinter ihm war nicht mehr Leo, sondern eine Riesenzecke, die fast so groß wie er selbst war. Ihr brauner, glänzender Körper vibrierte. Einen Moment war Phil von dem Anblick ihrer gewaltigen Beißwerkzeuge wie gebannt, dann ergriff er die Flucht. Dabei stolperte er beinahe über Leos Füße. Mehr war von ihm nicht zu sehen, eine Zecke hatte ihn unter sich begraben. Phil packte das Tier an seinem Rückenpanzer und riss es von Leo weg. Die Zecke fiel auf den Rücken und versuchte, sich schaukelnd und zappelnd wieder aufzurichten.
Hastig griff Phil Leo unter die Arme und zerrte ihn von den Farnen weg. Auf einer Lichtung verließen ihn die Kräfte und er fiel neben Leo auf die Knie.
Leo war kreidebleich, seine Augen waren geschlossen. „Sag doch was!“ Phil rüttelte Leo so lange an den Schultern, bis er blinzelte.
Erleichtert wischte sich Phil mit dem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht. „„Mensch, hast du mir ’n Schrecken eingejagt.“
Leo wollte sich aufrichten, aber Phil drückte ihn zurück auf den Boden. „Ich muss erst deine Wunde untersuchen.“ Er befreite Leo von dem blutrot gefärbten Stoffbeutel, den er noch immer um den Hals trug, und streifte Leos Pullover und T-Shirt hoch. Die Flecken waren auf der Brust viel blasser als auf der Kleidung, außerdem rochen sie stark nach Pflaumen. „Tut auch überhaupt nicht weh“, versicherte Leo. „Ich glaube, sie hat nur das Obst ausgesaugt.“
Phil schwenkte den Leinenbeutel, aus dem klebriger Saft tropfte. „Anscheinend sind Vitamine doch manchmal ganz nützlich.“

Aus: „Die Suche nach dem Drachenring“. Fantasyroman, 2014